IM GESPRÄCH/MUSIK/RÜCKBLICK

Im Gespräch: Samuel Breuer

Mit griffigen Gitarrenklängen, eingängigen deutschen Zeilen, jeder Menge Charme und Humor betritt Samuel Breuer regelmäßig die Bühnen in ganz Deutschland. Zum Abschluss seiner Sommertour hat er noch einige Fragen beantwortet.
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Samuel Breuer (21), der talentierte Musiker aus Bonn, hat sich am vergangenen Freitag, den 12. Juni, vor seinem Auftritt im I AM LOVE in Bochum Zeit für ein interessantes Gespräch genommen. Normalerweise studiert er Geografie und Englisch auf Lehramt, wenn er nicht gerade in Kanada unterwegs ist oder mit seinem Gitarrenkoffer durch halb Deutschland tourt.

Samuel, wie lange machst Du schon Musik?  Wie hat alles angefangen?

Mein Vater ist Musiklehrer, mein Opa und mein Uropa haben schon Musik gemacht… ich vermute es ist ein Stück weit durch die Gene mitgekommen. Ich habe mit zehn Jahren angefangen Schlagzeug zu spielen. Mein Vater hat mir und meinem Bruder immer versucht Gitarre und Klavier spielen beizubringen, aber wir waren nie wirklich davon begeistert. Erst als ich 15 war, nach dem ersten großen Liebeskummer, habe ich die Gitarre ausgepackt  und habe mir mithilfe des Buches „Gitarre spielen leicht gemacht“ das Spielen selbst beigebracht. Ein Jahr später habe ich dann mit Klavier angefangen. Die ersten selbstgeschriebenen Songs kamen dann auch irgendwann mit der Zeit. Damals war es noch auf Englisch. Als ich dann vor zwei Jahren nach Kanada gegangen bin und meine Alltagssprache Englisch war, habe ich angefangen auf Deutsch zu schreiben.

Erinnerst Du Dich noch an deinen ersten Auftritt?

Mein erster offizieller Auftritt mit meinen eigenen Liedern, war im November 2013 in Dimi’s Bar in Bonn mit zwei anderen Künstlern. Das ist eine Bar, die für neue Künstler immer sehr offen ist. Das war großartig! Den Auftritt habe ich sehr positiv in Erinnerung. Zuvor habe ich in einer Band gespielt, so Hip Hop Crossover, aber das ist auch schon etwa fünf Jahre her.

Hattest Du dort Kontakte oder bist Du einfach so „reingerutscht“?

Ich bin in der ErstiWoche mit einer Gruppe in dieser Bar gelandet. Ein Mädchen mit dem ich dort gesprochen habe, meinte, dass diese Bar anbietet, dass Newcomer dort spielen dürfen. Da hatte ich gerade meine sechs, sieben Songs fertig, bin sofort zum Besitzer gegangen und meinte „Hallo, ich will!“ und wir haben einen Termin vereinbart. Dann musste ich noch fünf Songs fertig schreiben damit ich überhaupt den Abend ausfüllen konnte, aber  das hat alles geklappt.

Du spielst Schlagzeug, Klavier, Gitarre,… ?

Ja, genau. Ich habe noch eine Ukulele. Flöte habe ich mal gespielt, aber am meisten spiele ich Gitarre.

Deine Texte und Melodien schreibst Du selbst. Wie lange brauchst Du denn bis ein Song auftrittsreif ist?

Das ist extrem unterschiedlich. Es gibt Lieder, an denen habe ich eineinhalb Jahre dran gesessen und diese immer mal wieder überarbeitet. Es gibt aber auch Lieder, die sind wirklich innerhalb von zehn Minuten entstanden. Häufig ist es ein etwas längerer Prozess und oft hat es thematisch mit etwas zu tun, was mich im Leben gerade generell beschäftigt. Wenn ein Song fertig ist, merke ich, dass ich weniger über das Thema nachdenke. Das Lied beendet somit in gewisser Weise diesen Lebensabschnitt.

Feilst du nachträglich denn nochmal an deinen Songs rum?

Im ersten Jahr, in dem ich live gespielt habe, habe ich noch viel an den Songs rumprobiert. Mittlerweile sind die alle ziemlich fest und ich weiß genau wann ich wo und wie spiele. Wenn ich nun neue Songs schreibe, will ich die erst auf die Bühne bringen wenn ich genau weiß wie ich sie haben will.

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Hast Du denn Lieblingskünstler, die Dich in deiner Musik beeinflussen?

Selbstverständlich. Ich habe in den letzten drei Jahren sehr viel deutschen Hiphop gehört. Richtung Fabian Römer, Marteria, Samy Deluxe, Prinz Pi sowie deutsche Musik à la Herrenmagazin, Gisbert zu Knyphausen, Florian Ostertag. Daraus bastele ich mir so ein bisschen meine eigene Mischung. Ich habe nun auch überlegt meine Musikrichtung „Folk-Rap“ zu nennen. Das passt zwar nicht zu allen Songs, aber  manche wären damit sehr passend tituliert.  

Du hast also früher auf Englisch gesungen und jetzt nur noch auf Deutsch?

Genau. Seit ich offiziell unter meinem Namen Samuel Breuer auftrete, spiele ich nur deutsche Musik. Wobei ich jetzt angefangen habe Lieder auf Deutsch und Französisch zu schreiben. Ich bin nämlich zweisprachig aufgewachsen. Da dachte ich, es wäre an der Zeit, mal auszuprobieren wie das klingt.

Und ist schon was dabei rausgekommen?

Ja, ich habe ein Lied fertig. Vielleicht spiele ich das heute Abend zum ersten Mal. Habe auch andere schon angefangen, aber da muss ich gucken wie sich das entwickelt.

Wie kriegst Du denn dein Studium und die Musik unter einen Hut?

Das Studium ermöglicht mir eigentlich erst die Musik, da ich mir meine Stunden flexibel legen kann und relativ viel Freizeit habe. Ich war in den letzten Monaten sehr im Stress, weil ich beides gleichzeitig gemacht habe. Allerdings habe ich vor den Klausurphasen immer drei, vier Wochen, wo ich gar nichts musikalisch mache, sondern nur für die Uni lerne und so meine Klausuren auch bestehe. Solange das so gut läuft, kann ich das mit mir selber vereinbaren.

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Heute ist der große Abschluss deiner Sommertour im I AM LOVE. Hast Du ein Fazit was Du zusammenfassend ziehen kannst?

Die Zeit hat mich Flexibilität gelehrt, dadurch, dass ich mal mit Cajón, mal mit zweiter Gitarre, mal mit Bassisten oder Cellisten, mal mit allen zusammen, mal ganz alleine gespielt habe. Es hat mich gelehrt, dass es auch gut ist ab und zu abzuschalten und nicht immer jedes Konzert anzunehmen wo man die Möglichkeit hat zu spielen. Und dass es einfach immer unfassbar schön ist vor Menschen zu spielen, die zuhören wollen.

Hast Du von den vielen Konzerten ein Konzert was dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich hatte tatsächlich ein ganz grandioses Wohnzimmerkonzert in Hamburg im April. Da waren um die zehn Leute und es war in einer ganz kleinen Bude. Wir saßen ganz gequetscht aufeinander. Aber die Atmosphäre war so schön und so familiär, dass ich mich noch lange daran erinnern werde. In solch einem Rahmen entsteht so eine besondere Intimität…

Was kommt denn jetzt danach? Wie geht es für Dich weiter?

Erstmal komme ich in der nächsten Zeit etwas zur Ruhe, schreibe vielleicht ein paar neue Songs. Im September spiele ich mit Juri Rother im Blue Shell in Köln, zu fünft – mit Cello, Bass, Cajón, zweiter Gitarre. Dann habe ich noch sechs Wochen Semesterferien. Weiß noch nicht ob ich weiter toure oder lieber Songs schreibe. Der Plan lautet im Frühjahr ein Album oder eine größere EP rauszubringen.

Gibt es von dir bereits eine CD?

Ja, ich habe schon eine CD namens „Auf Umwegen“ im Oktober rausgebracht. Davon gab es 100 Exemlare. Wir haben alle selbstbedruckt, gefaltet, gebrannt und eigenständig versiegelt. Ich wollte etwas sehr individuelles und persönliches erschaffen, aber der Aufwand war extrem hoch. Die gibt es jetzt noch online zum Herunterladen gegen eine Spende. Das geht alles zu Gutem des „Gutenachtbus“ in Düsseldorf, eine mobile Suppenküche für Obdachlose. Und es gibt noch zwei kleinere EPs, die man auf www.noisetrade.com/samuel runterladen kann.

„Liebe in die Welt“ – Was hat es mit dieser Aussage auf sich?

Ich war Silvester als Mitarbeiter auf einer Jugendfreizeit. Kurz davor hatte ich diesen Spruch „Liebe in die Welt“ im Kopf. Mit einem Freund zusammen haben wir das die ganze Zeit durch die Gegend gerufen. Irgendwann hat einer einen Hashtag davor gesetzt. Und da dachte ich mir „Ja man, #liebeindiewelt!“. So ist die Idee  ganz einfach entstanden.
Und ich glaube, dass die Welt eine ganz andere wäre, wenn wir alle ein bisschen mehr Liebe in die Welt setzen würden, uns alle mit mehr Respekt und göttlicher Liebe begegnen würden. Ich glaube, dass Gott tatsächlich jeden Einzelnen von uns liebt und dass wir alle anderen lieben sollen – bedingungslos. Was mir selber auch ab und zu schwerfällt… aber ich versuche es!

Du hast immer eine positive Ausstrahlung. Ziehst du das daraus?

Absolut. Mein Leben fundamentiert sich darauf, dass Gott mich liebt und dass ich dazu geschaffen bin diese Liebe weiterzugeben. Ich bin zwar in einem christlichen Haus aufgewachsen, aber hatte in den letzten zwei Jahren so gut wie alles davon über Bord geworfen. Ich habe mir sehr viel eigene Gedanken gemacht und alles angezweifelt. Was ein sehr guter und wichtiger Prozess war, damit ich sagen kann, dass ich das glaube und nicht weil mir das indoktriniert wurde.

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An dieser Stelle noch ein Mal ein herzliches Dankeschön an Samuel, für deine Zeit und das offene, angenehme Gespräch! Und natürlich für die vielen Aufkleber, die mein Stickerherz besänftigen. #liebeindiewelt


Samuel Breuer

Webseite: www.samuelbreuer.jimdo.com
Facebook: www.facebook.com/samuelbreuermusik
Instagram: www.instagram.com/samuelbreuer

Youtube: www.youtube.com/channel/UCmrEfsIou1E02VAribwmxPw
Soundcloud: www.soundcloud.com/breuersamuel


Titelfoto: Sven Hildebrandt

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